Las Llanas – neu eingetroffen!

Der Las Llanas hat es mir nicht leicht gemacht ... Meiner Begeisterung, als ich ihn das erste Mal verkosten durfte, folgte der Kater, dass es insgesamt nur neunhundert und ein paar Flaschen gibt und die Aussage von Oscar, er könne mir maximal 60 geben. Große Weine lehren Demut.

Für diesen Weinalarm fielen mir einige Superlative ein, jedoch wollte ich die neue Lieferung gestern Abend erst nochmal verkosten ... Um zu beschreiben, was der Las Llanas in mir ausgelöst hat, sind Superlative aber einfach die falsche Begrifflichkeit, denn er hat mich eher nachdenklich gemacht. Nachdenklich über die Rioja, über den spanischen Wein und was ihn ausmacht. Etwas davon finden Sie auch in meinem Blog-Beitrag über das Reserva Prinzip.

Wein hat immer eine Geschichte – und Wein ist im besten Fall auch selbst ein Stück Geschichte. In der Rioja geht es oft genug um die Geschichte der Industrialisierung des Weinbaus. Dem Las Llanas schmeckt man aber an, dass er ganz anders ist. Gut, ein Weinberg, der wenig spektakulär aussieht, vor den Toren Sajazarras, unweit eines Kreisverkehrs. Ja, die Reben sind ziemlich alt und sehen auch anders, sagen wir mal „erfahrener“ aus als die in den Nachbarweinbergen. Der Boden – man sieht es an einer Abbruchkante zur Straße – ist hier purer Kalk, der an die Oberfläche kommt. Kein Hochleistungsboden, keine Hochleistungsreben ... alles sieht nach einem geringem Ertrag aus. Die Rebsorten, die hier stehen sind auch nicht die üblichen Verdächtigen. Viura, ja, die kennen wir, aber Rojal oder Calagrano? Alarije kann ich nicht einmal korrekt aussprechen. Und dann gibt es noch Rebstöcke, die das Winzerpaar Eva und Oscar gar nicht so genau einordnen können. Diesen Weinberg hat seit mindestens 50 Jahren niemand mehr optimiert. Und das Klima ganz im Nordwesten am Rande der Meseta tut das Übrige dazu. Aus solchem Traubenmaterial kann man einen netten, einen eindrucksvollen oder einen besonderen Wein machen. Und was Eva und Oscar machen ist das Besondere. Allein wie sie die Trauben mazerieren und den Wein vergären, erinnert an die historische Rioja vor der Industrialisierung des Weinbaus, als in jedem Dorf noch dreißig bis vierzig Campesinos ihre eigenen Weine bereiteten. Eine Parzelle, ein Wein, keine technischen Geräte. Wer sehen will, wie dieser Wein entsteht, in unserem Video aus dem Rioja kann man dem 23er Las Llanas beim Werden zuschauen und in einen der ganz alten Keller blicken:

 

Man schmeckt, dass der Wein minimalistisch hergestellt wurde. Viele Tage in einem großen Bottich mit den Schalen mazeriert, spontan vergoren, in einem gebrauchten 750 Liter Fass sechs Monate ausgebaut, dann ohne Schönung, Filtration auf die Flasche. Punkt. Was herauskommt ist erst einmal das Gegenteil von nett. Dieser Wein ist fordernd und braucht Luft. (Also am besten dekantieren!) Hohe Säure, prägnante Gerbstoffe, aber dann merkt man, dass sich hinter der etwas spröden Fassade ein ganzer Kosmos auftut. Nicht nur die typische Kalksteinart, diese karge Kraft, die Quitten, Mostäpfel, Orangenzesten, Thymian und der extrem lange Abgang – bei dem einem Gedanken an einen großartigen Fino-Jerez ankommen oder an den ein oder anderen Top-Burgunder. Vielmehr aber hatte ich den Eindruck, die alte Rioja auf dem Gaumen zu haben. Etwas Einzigartiges, dass es so nicht mehr gibt und das Eva und Oscar gezielt suchen, um es zu bewahren. Für mich ist der Las Llanas mehr als ein großer Wein, er ist eine Erzählung vom kulturellen Erbe der Region. Und da ich das auch den beiden vom Weingut Alegre & Valgañon erzählt habe, wuchs die Zuteilung dann doch etwas an. 140 Flaschen haben wir jetzt zu verteilen, maximal 6 pro Kunde. Und wenn Sie mich fragen, wie lange Sie den einkellern können? Schwer zu sagen, ein Tondonia blanco – und ich würde sagen der Las Llanas spielt in dieser Liga, nur ein etwas anderes Spiel – kennt auch keine Zeit. Also dekantieren, großes Weißweinglas, nicht zu kühl, und gerne etwas Deftiges dazu.

Übrigens! Auch von den anderen Weinen von Alegre & Valgañon noch etwas Nachschub gekommen. Es lohnt sich also sich also einmal auf die Seite zu schauen. Beim neuen Jahrgang unserer Entdeckung des Jahres, dem 22er Laderas de Obarenia, der im Sommer ausgeliefert wird, läuft die Subskription Ende dieses Monats aus.

Notizen zur Verkostung des Las Llanas
Natürlich habe ich dazu gekocht. Wenn man sich die Arbeit schon mit nach Hause nehmen muss, will man ja auch nicht darben. Zuerst gab es was, dass man eher in Sizilien vermutet Fenchel-Orangensalat. Einfacher geht es nicht Fenchelknolle (muss knackig frisch sein) einfach grob schneiden, Blutorange filetieren und den Rest über dem Salat auspressen, etwas Salz, eine aromatische Pfeffermischung, ein wenig Essig und dann ein sehr gutes Olivenöl drauf. Ich habe noch etwas Bitterorangenöl dazu getan – also einen Auszug aus geriebenen Bitterorangenschalen und Olivenöl. (Kann man ganz einfach selbst herstellen ...) Alles vermischen, noch einmal abschmecken und mit geröstetem Ciabatta servieren.
Bei dem durchwachsenen Wetter draußen ist mir nach Eintöpfen und Schmorgerichten. Klassiker in der spanischen Land-Küche sind natürlich Hülsenfrüchte. Die gab es immer reichlich, sie sind gut zu lagern und haben viele Proteine. Dieses Mal habe ich Kichererbsen genommen!

Potaje de garbanzos

 

Zubereitung der Potaje de garbanzos

Vorbereitung: Einfach die Kichererbsen über Nacht einweichen (etwas Backpulver ins Einweichwasser geben, dann werden sie nach dem Kochen besser).

1. Am nächsten Tag in einen Topf mit einer kräftigen Gemüsebrühe, ein paar Kräutern, einem guten Schuss Weißwein und einer Dose Tomaten. Ca. 30 Minuten ohne Deckel köcheln.

2. Dann gebe ich gewürfelte und scharf angebratene (in Olivenöl natürlich) Gemüsewürfel dazu. Möhren, Kartoffeln (eher mehlig), Sellerie, Zwiebeln, Knoblauch.

3. Jetzt erst vorsichtig salzen und weiter kochen (mit dreiviertel aufgelegtem Deckel).

4. Nach 20-30 Minuten sollten die Kichererbsen gar und die Flüssigkeit cremig und zum größten Teil verdampft sein. Unbedingt die Kichererbsen probieren, sie sind immer etwas anders. Abschmecken mit Salz und Pfeffer und dann ... kommt das Chorizo Problem.

In einem echten spanischen Eintopf schwimmen große Mengen von Würsten, Speckstücken, Kalbsfüßen und was es sonst noch so alles gibt. Kalbsfüße hatte ich leider gerade keine mehr im Kühlschrank und eigentlich auch keine Lust auf Fleisch, also habe ich einfach mal was anderes ausprobiert. Champignons, aber mit dem besonderen Umami Effekt.

5. Braune Champignons vierteln und in viel Olivenöl sehr scharf anbraten, dabei ständig schwenken. Sie sollen ordentlich Röstaromen bekommen. Mit einer Mischung aus Gemüsebrühe, Weißwein, Balsamico Essig [Alisseos Balsamico-Essig Alisseos / Familie Genth (koelner-weinkeller.de)] und Miso (ich habe Lupinen-Miso von Mimi Ferments genommen) ablöschen und stark einkochen, bis die Pilze dunkel glänzend überzogen und die Sauce fast verschwunden und sehr dickflüssig ist.

6. Und jetzt kommt noch der spanische Touch: Pimentón de la vera [Pimentón de la Vera, picante (geräucherter Paprika, scharf), gemahlen Ingo Holland (koelner-weinkeller.de)]. Der geräucherte pikante Paprika. Nach Lust und Laune damit würzen und noch 5 Minuten warm stehen lassen, damit sich die Aromen verbinden. Das alles über oder neben die Kichererbsen geben.

Ich wünsche viel Spaß und guten Appetit!

 

 

ZU DEN WEITEREN WEINEN VON ALEGRE & VALGANON

 

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