Italien
Italien zwischen Kultur und Krise
Früher war auch mal mehr Bunga Bunga. Seit der Kreuzfahrt-Pianist Politik nur noch so en passent betreibt, ist es in den deutschen Medien fast ruhig um die italienische Krise geworden. Schlagzeilen konnte er halt, der Silvio.
Endlich Zeit, sich wieder dem zu widmen, was Italien in unseren Augen und völlig zu Recht zu einer der großartigsten Kultur-Nationen Europas macht: dem kulinarischen Genuss.Für den Italiener macht es immer noch einen fundamentalen Unterschied, ob der famose Lardo di Colonnata in Marmorwannen aus Carrara-Marmor oder, wie die Gesundheitsbehörde es gerne hätte, in Edelstahlwannen reift. Nur hier beherrscht man noch die Kunst, aus den einfachsten Zutaten Gerichte herzustellen, über die man tagelang debattieren kann.
Wenn man Italiener ist, wird aus altem Brot und Tomaten nicht einfach ein Reste-Essen,sondern eine Pappa al pomodoro oder eine Panzanella, Gerichte, die nicht von teuren, sondern von möglichst authentischen und handgemachten Zutaten leben und deren Namen man ausspricht, als sei es die letzte Arie eines Giuseppe Verdi. Allein die phonetische Poesie eines solchen Gerichts lässt einen angesichts der Tagesempfehlung des Köbes um die Ecke,„Schweinebauch mit Kartoffelstampf und brauner Soße”, alle Halbfinal-Niederlagen verzeihen und vergessen. Aus nichts viel machen, das ist eine besondere italienische Gabe, aus altem Brot einen kulinarischen Kosmos, aus einer simpel gestreichelten Berührung an der Strafraumgrenze einen Elfmeter zaubern, das ist Kunst.
„Keines verbleibt in derselben Gestalt und Veränderung liebend, schafft die Natur stets neu aus anderen andere Formen”, schrieb einmal ein großer Italiener und nannte sein Buch Metamorphosen. Veränderungen, Variationen, stetes Weiterentwickeln sind auch die Grundlagen von Keller und Küche der Italiener. Der Barolo war einst ein süßer Wein, der Chianti enthielt mindestens fünf Prozent Weißwein-Reben, die aus Italien nicht wegzudenkende Tomate war vor Cristoforo Colombo unbekannt und nicht einmal vermisst worden. Veränderung, Anpassung, Spontaneität zur Tradition werden lassen, da ist das kulinarische Italien Weltmeister und das seit Jahrhunderten.
Die Winzer wechseln in wenigen Jahren vom Chianti zum Supertuscan, einfach als Tafelwein verkauft, von da zum Château und wiederzurück zum Chianti, der plötzlich ein neues Korsett bekommt. All das unangestrengt und ohne den missionarischen Eifer, der schnell in der Luft liegt, wenn man davon überzeugt ist, das Richtige zu tun. Das Richtige kommt im kulinarischen Italien ohnehin nicht einmal als nebulöse Idee vor, es ist nur ein Anlass, sich ein wenig zu streiten und vor allem viel zu probieren. Gelegenheit dazu gibt es genug in unserer großen Auswahl an Weinen aus Italien.
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