Deutschland – Rieslingmania

Als der Rüsselsheimer Winzer Klaus Kleinfisch im Frühjahr 1435 für 22 Schilling ein paar Setzreben erwarb, ahnte er nicht, dass er geradezu königlich dafür belohnt werden sollte: „Rüsslinge“ nannte man damals die ersten deutschen Riesling-Lagen, die aus zufälligen Kreuzungen von Wildreben, Heunisch und römischem Traminer hervorgingen. Heute gilt Deutschland als größtes Riesling-Anbaugebiet der Welt. Ein klarer Favorit für Christina, die aber auch andere Sorten aus Erstklassigen Deutschen Lagen für uns verkostet hat.

Ein guter Wein ist wie gutes Essen: ein Gefühl. Es ist das Zusammenspiel von Geschmackserlebnis, Geselligkeit und Unterhaltung. Meist verbinden wir damit Erlebnisse mit Freunden, besondere Orte oder festliche Anlässe zu Hause oder unterwegs.

Mein erstes bewusstes Glas Wein war ein Riesling. Bis heute bin ich fasziniert von der Vielfalt der Aromen. Trocken, halbtrocken, feinherb, ja sogar süß … kein Riesling ist wie der andere. Nicht umsonst gilt der Riesling seit tausend Jahren als der König aller Weine.

Daneben gibt es natürlich noch andere hochwertige Rebsorten in Deutschland – und vor allem Winzerinnen und Winzer an Rhein, Main, Mosel, Nahe oder Ahr, die wissen, wie man daraus mehr macht als Mengenweine für den Massengeschmack. Ich bin da vielleicht etwas konservativ, aber mir schmecken hervorragende Klassiker mindestens so gut wie die – ebenfalls sehr beeindruckenden – Innovationen: Bio, vegan, ungefiltert, klimaneutral … all das finde ich toll. Dennoch geht für mich nichts über ein Glas richtig leckeren, frischen, appetitanregenden – und zugleich ganz ursprünglichen – Riesling. Dazu Maishähnchen, Terrinen und Fischgerichte aller Art und natürlich vegane Köstlichkeiten. Oder feinherb als Aperitif. Ebenfalls ganz klassisch sage ich jetzt schon mal: zum Wohl!

 

Britta Giese

 

 

TONSCHIEFER RIESLING TROCKEN

TONSCHIEFER RIESLING TROCKEN

Das ist ein grandioser Riesling von einer Spitzenlage: Grauschiefer mit Vulkangestein an der Nahe – einem Nebenfluss des Rheins, den die alten Kelten „wilden Fluss“ nannten und der den Mittel- vom Oberrhein trennt.
Dönnhoff ist ein international bekanntes, traditionsbewusstes Familienweingut in vierter Generation und macht in erster Linie Top-Rieslinge wie diesen: elegant, mit feinem Säurespiel und dichter Struktur. Ein eher charaktervoller Riesling, der von der besonderen Mineralität der Region geprägt ist. Ich trinke den 2022er Tonschiefer Riesling zu Vorspeisen, aber auch gern zum Hauptgang, etwa zu veganer Gemüsepfanne oder zu weißem Fleisch.

ZUM WEIN

 

 

SAUVIGNON BLANC HÖHENFLUG

SAUVIGNON BLANC HÖHENFLUG

Ein modernes Weingut, an einem Sportflugplatz gelegen und dadurch oft umkreist von knatternden Maschinen oder leise surrenden Segelflugzeugen. Auch die „Mandelprinzessin“ der Region steigt hier gern über den Weinbergen auf und überfliegt diese sonnenverwöhnte Weinregion mit ihrer zauberhaften Mandelblüte am Wegesrand. Am Abend packen die Piloten oft noch eine Kiste Wein in ihre Kabine und treten damit den Heimflug an. Thomas Hensel gehörte zu den frühen „jungen Wilden“ im deutschen Weinbau – gradlinig, innovativ, ohne Schnörkel. Und so ist auch sein 2021er Sauvignon Blanc Höhenflug: schöner Schmelz, vielschichtig, lang am Gaumen, perfekte Tanninstruktur. Zum Abheben!

ZUM WEIN

 

 

WEHLENER ORTSWEIN RIESLING GRÜNE KAPSEL

WEHLENER ORTSWEIN RIESLING GRÜNE KAPSEL

Ein Ausnahmeweingut und ein Ausnahmewinzer – mit hervorragenden Ausnahmeweinen: Das beginnt schon bei der etwas eigenwilligen Klassifizierung, mit der Markus Molitor, durchaus selbstkritisch und wohlüberlegt, Weine in ihre unterschiedlichen Geschmacksrichtungen einteilt und nicht etwa nur in „trocken“ oder „halbtrocken“. Je nach Ausdruckskraft des Jahrgangs markiert er seine Flaschen nämlich mit verschiedenen Kapselfarben. Die Kapsel des Wehlener Ortsweins ist grün – und das bedeutet „feinherb“ im Geschmack. Eine Note, für die Mosel-Rieslinge eigentlich schon seit jeher bekannt sind und die Markus Molitor mit diesem Jahrgang seines Ortsweins pflegt. Wehlen ist eine steile Südlage mit dem für die Region typischen Schieferboden, der besonders elegante Rieslinge hervorbringt.
Es dominieren Noten von gelben Früchten wie Apfel, Pfirsich oder Quitte, umhüllt von dieser besonderen feinherben Säure. Ein Riesling voller Frische und Harmonie. Ideal (anstelle von Sekt) zum Start in einen geselligen Abend, zu Vorspeisen aller Art, knackigen Salaten, Fingerfood oder Meeresfrüchten.

ZUM WEIN

 

 

BODENHEIM GRAUER BURGUNDER R

BODENHEIM GRAUER BURGUNDER R

Kalkhaltige Böden mit hohem Muschelkalkanteil, von Hand verlesene Trauben, einige Monate auf der Hefe und schließlich in ausgesuchten Holzfässern zur Reife gebracht – das sind die Grundlagen dieses großartigen Grauburgunders, wobei das „R“ hier natürlich für „Reserve“ steht. Ein Markenzeichen von Carolin Kühling-Gillot, deren Credo so überzeugend wie poetisch klingt: „So wie das Gras nicht schneller wächst, wenn man an ihm zieht, werden Weine nicht besser, wenn man sie auf schnelle Reife trimmt.“ Wohl wahr … und eben auch beim Grauen Burgunder R aus den gemeinsam mit Ehemann H. O. Spanier (Weingut Battenfel Spanier) genutzten Lagen bei Bodenheim am Rhein ein absolut gelungenes Rezept.
Da verschmelzen Früchte, Gewürze und Nussaromen in beeindruckender Harmonie am Gaumen – rote Äpfel kontrastieren mit Haselnüssen und einem Hauch Muskat, Williamsbirne scheint mit Süßholz und gedörrten Birnen auf, der lange Abgang erinnert an den Duft von Herbstlaub. Ein perfekter Speisenbegleiter, der auch deftige Gerichte aushält und zum vollendeten Genuss beiträgt.

ZUM WEIN

 

 

WEHLENER SONNENUHR SPÄTLESE

WEHLENER SONNENUHR SPÄTLESE

Die Wehlener Sonnenuhr zählt sicherlich zu den landschaftlich schönsten Weinlagen. Auch diese feinherbe Spätlese kommt von diesem legendären Moselsüdhang. Gelbe Blüten, Mandel und Süßholz mit gut ausbalancierter Säure – fantastisch. Nicht umsonst beliefert Joh. Jos. Prüm auch zahlreiche Sterne-Restaurants.

ZUM WEIN

 

 

HOCHHEIMER HÖLLE RIESLING GG

HOCHHEIMER HÖLLE RIESLING GG

Ein großartiger, vielschichtiger Riesling: an der Nase florale Noten, umspielt von reifer Aprikose und süßer Ananas. Dazu eine edle Mineralität, eine wunderschön eingebundene Säure und ein „feierlicher“ Abgang. Ein Hochgenuss. Der Name des Weinguts war eben schon immer Programm.

ZUM WEIN

 

 

GRAUER BURGUNDER VOM VULKAN

GRAUER BURGUNDER VOM VULKAN

Ein großartiger Wein für den geselligen Wintergarten, der nicht nur am Abend schmeckt: reife Äpfel-, Birnen-, Mango- und Maracuja-Düfte, gepaart mit der Mineralität des Vulkanbodens am nördlichen Kaiserstuhl und einer feinen Säure. Mit einem Wort: badische Lebensfreude in Flaschen!

ZUM WEIN

 

 

ILLUSION BLANC DE NOIR

ILLUSION BLANC DE NOIR

Eines der wenigen Weingüter, die Blanc de Noir machen. In der Farbe nur ein Hauch von Rosa, der sich im Gegenlicht zeigt. Am Gaumen reife Pfirsiche und Birnen, dazu ein super Schmelz, perfekte Frische. Ältere Jahrgänge des Illusion hießen schlicht „Nr. 1“. Bei mir ist er das bis heute geblieben.

ZUM WEIN

 

 

 

DAS DEUTSCHE WEINJAHR 2023

Starke Winde, Hagelschlag und längere Trockenheit: 2023 war für die Winzer auch in Deutschland kein einfaches Jahr. Immer wieder sorgte das Klima für Überraschungen und führte zu einem erhöhten Aufwand bei der Pflege der Rebstöcke. Vieles lief anders als gedacht. So waren etwa in Baden und Rheinhessen bereits Ende September fast alle Trauben im Keller – so früh wie nie zuvor. Einzig auf den kühleren Riesling-Lagen an Mosel und Mittelrhein erfolgte die Lese bis weit in den Oktober hinein. Laut Deutschem Weininstitut (DWI) stand die Traubengesundheit in diesem Jahr für die Winzerinnen und Winzer im Vordergrund – und nicht etwa „das letzte Grad Oechsle“. Vor allem die Premium-Lagen erforderten demnach mehr Aufmerksamkeit und viel Handarbeit. Laut DWI fallen die Erträge in diesem Jahr insgesamt geringer aus – bei dennoch hoher Qualität.