
Bonjour Bordeaux
Ein Reisebericht von unserem Bordeaux-Experten Marco Lindauer, seit 2013 Category Manager im Kölner Weinkeller …
Rund 3000 Schlösser gibt es im Bordelais. Nicht ganz einfach, dabei die Spreu vom Weizen zu trennen. Unser Einkaufsspezialist Marco Lindauer verlässt sich ganz auf seine Nase, wenn er vor Ort unterwegs ist, um für uns die besten Weine und Jahrgänge aufzuspüren.
Vor ungefähr 30 Jahren war ich das erste Mal in Bordeaux, direkt nach dem Abi – mit Interrail, Rucksack und ein paar Freunden. Geschlafen haben wir auf einem Campingplatz in Pauillac. Mit dem Fahrrad haben wir damals die Umgebung erkundet und die beeindruckenden Schlösser gesehen. Beinahe hätte uns in der Nähe von Château Cos d'Estournel einen streunenden Hund gebissen. Wir konnten uns gerade noch mit einem Sprung auf ein Garagendach retten. Wenn ich heute die Châteaux und die Négociants besuche, wie die Zwischenhändler für Bordeauxweine genannt werden, muss ich manchmal noch darüber schmunzeln.
Unterwegs mit dem Mitarbeiter eines „unserer“ Négociants, mit denen wir schon viele Jahre vertrauensvoll zusammenarbeiten: Nach ein paar leckeren Croissants und einer großen Tasse Kaffee geht es frühmorgens vom Hotel durch die Weinberge, vorbei an malerischen Dörfern und einigen Châteaux, deren Namen mir Längst vertraut sind. So wie alle Weine, die ich in den letzten Jahren zwischen Pauillac und Saint-Émilion verkosten durfte. Mehr als zwei Dutzend Verkostungen und Verkaufsgespräche in fünf Tagen stehen in meinem Terminkalender. Zugegeben, alles recht eng getaktet, denn eine solche Tour durch die weitläufige Region braucht Zeit … hier eine Rushhour, da eine Schafherde, dort eine Bahnschranke. Oft geht es nur im Schneckentempo voran, aber trotzdem stets mit französischer Gelassenheit, Stil und Charme, die mich von unseren Lieferanten erwarten. Und dazu die spannenden Weine, die es zu verkosten gilt.


Aber mit den Verkostungen ist das so eine Sache …
Jeder geht anders damit um. Auch wir Profis. Für mich ist das Wichtigste, locker zu bleiben. Daher gilt: Wenn man zu viel im Kopf hat, läuft man in Gefahr, nicht alles mitzubekommen vom ganzen Genuss. Wer einen Wein bereits in einer Schublade steckt, bevor er ihn verkostet hat, weil er glaubte, schon alles darüber zu wissen, kann ihn nicht auf sich wirken lassen. Offenheit, Neugier und eine gute Nase sind wichtig.
An den Menschen im Bordeaux mag ich, dass sie weit hinausdenken, innovativ sind und gleichzeitig die DNA dieser traditionsreichen Weinregion im Blut haben. Außerdem ihre klare, verbindliche Kunst und ihre große Gastfreundschaft. Man fühlt sich hier immer willkommen. Das hat mich sehr beeindruckt. Etwa die Kellermeister, mit denen sich ein ausführliches Gespräch immer lohnt: Wie war das Klima zuletzt? Wie haben sich die Reben entwickelt? Wie war die Lese? Was gibt es Neues im Keller, was kommt, was geht?
Im Bordeaux läuft die breite Umstellung auf „Bio“ seit Jahren auf Hochtouren. Weniger Holzausbau. Neue und „vergessene“ Rebsorten. Weniger Schwefel. Sorgsamer Umgang mit Wasser in Zeiten des Klimawandels. Das sind nur einige Aspekte, die im Baordeaux schon heute eine immer größere Rolle spielen und mit denen die Châteaux Trends für die Zukunft setzen. In der Region selbst, aber auch in der gesamten Weinwelt. Bordeaux ist seit jeher Vorreiter für neue Techniken und Finessen des Weinanbaus und der Kelterung. Dieses Know-how hat Winzer in aller Welt schon immer begeistert und zur Nachahmung angeregt. Doch wie gesagt: Innovationen ja, aber ohne die großartigen Traditionen und die typischen Geschmacksstile über Bord zu werfen. Ein Wandel in der Beständigkeit könnte man auch sagen.

Folgende Programmpunkte warten auf mich ...
Zum einen sind es die großartigen Spitzenweine aus namhaften Châteaux, die wir und unsere Kundinnen und Kunden schon seit Langem zu schätzen wissen. Ich denke zum Beispiel an die Weine von Alexandre Thienpont vom Vieux Château Certan. Ich liebe seine Gelassenheit. Wenn er beim en primeur, also den frühen Verkostungen aus dem reifenden Fass, Wein und Jahrgang erklärt, ist das ein ganz besonderes Vergnügen. Alexandre verfügt über das Selbstverständnis eines großen Weinmachers, der alles tut, was möglich ist, um den bestmöglichen Wein zu erzeugen – gleichzeitig voller Bescheidenheit, mit besonderem Stil und freundlichem Augenzwinkern.
Zum anderen gibt es die Neuentdeckungen, auf die wir vom Kölner Weinkeller nach gründlicher Recherche und mehrfacher Verkostung gestoßen sind und die uns neugierig gemacht haben. Natürlich behalten wir immer auch die Großen im Blick, die Grand Crus Classés, die Punktestars – alle die bekannten Namen, die auf dem „Place de Bordeaux“, dem globalen Weinmarkt der Region, gehandelt werden. Aber wir gehen trotzdem immer auch auf Entdeckungsreise, spüren großartige Weine in weniger bekannten Schlössern auf, knüpfen Kontakte zu Kellermeisterinnen und -meistern, die wissen, was sie tun, und ihr Terroir, ihre Rebstöcke und ihr Weinhandwerk lieben. Manchmal sind es nur ein paar wenige Fässer. Aber gerade im Besonderen liegen für uns der Reiz und die Herausforderung, wenn wir mit alteingesessenen Familienbetrieben oder ambitionierten Newcomern sprechen. Und mehr als einmal haben Parker und Suckling später unsere „gute Nase“ bestätigt.
Am letzten Abend schlendern wir durch die Gassen von Bacalan, dem angesagten Hafenviertel von Bordeaux, lassen die Woche mit all den spannenden Entdeckungen Revue passieren und schließen unsere Reise mit einem gemeinsamen Glaschen, einem letzten Plausch und dem unvergleichlichen Flair dieser faszinierenden Kultur- und Weinmetropole. Morgen geht es zurück nach Köln, mit vielen neuen Eindrücken und großartigen Weinen, die zu den besten der Welt zählen.

Im Kölner Weinkeller warten mehr als 900 verschiedene Weine aus dem Bordeaux darauf, entdeckt zu werden. In unserem neuesten Bordeaux-Booklet finden Sie eine Auswahl unserer Bordeaux-Premium-Angebote – zu unseren besten Preisen.
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