Château Nenin

Wenn man sich die verwandtschaftliche Verflechtung im Bordelais so ansieht, muss man doch immer wieder staunen. Nicht wenige Familien haben sich über die Generationen durch Erbteilungen und Eheschließungen über das gesamte Anbaugebiet hinweg „ausgebreitet“. Keine Frage, man ist traditionsbewusst hier im Westen Frankreichs und dass ein Betrieb in der Familie bleibt, zählt viel. Das war auch einer der Beweggründe, als Hubert Delon im Jahr 1997 seinem Cousin das seit Ende des 19. Jahrhunderts in Familienbesitz befindliche Château Nenin abkaufte. Freilich nicht der einzige Grund, hatte Hubert (dem auch Léoville las Cases in Saint-Julien und Château Potensac im Médoc gehören) doch damit endlich ein auch Standbein in Pomerol! Er weiß das von Lehm und Kies geprägte Terroir der renommierten Appellation bestens in seinen Weinen auszudrücken. Der wieder einmal sehr gut gelungene 2018er ist eine Cuvée aus 63 Prozent Merlot und 37 Prozent Cabernet Franc. Der amerikanische Weinkritiker James Suckling nennt ihn einen „ganz besonderen Wein“ und in der Tat: in diesem Jahrgang zeigen sich beide Rebsorte in Höchstform. Merlot liefert Struktur und eine sehr vielschichtige Aromatik, in der dunkle Kirschen, exotische Gewürze, aber auch intensive florale Noten anklingen. Dem Cabernet Franc verdankt dieser rote Bordeaux eine wunderbare Frische und Saftigkeit im Ausklang. Ein Wein, der sehr ausgewogen und überaus lebendig am Gaumen und im Ausklang ist. Dennoch empfiehlt Hubert, mit diesem Wein noch Geduld zu haben: für ihn ist der als Nenin der Inbegriff eines anspruchsvollen Pomerols und als solcher ein „Vin de Garde“, also ein lagerfähiger Wein, der mit der Zeit immer besser werden wird.