Vive Le Terroir!

Unser Mitarbeiter Marco Lindauer verbrachte eine Woche in Bordeaux, um an den Verkostungen der En Primeur-Weine teilzunehmen. Hier sind einige seiner Eindrücke

Strahlender Sonnenschein empfängt mich in Bordeaux. Der Flieger drehte passend zum Wetter in niedriger Höhe eine kleine Ehrenrunde über der Garonne, so dass ich beim Blick aus dem Fenster ausgiebige Spekulationen darüber anstellen kann, welche Gemeinden und welche Chateaus ich gerade aus luftiger Höhe in Augenschein nehmen darf. Lässt man den Blick schweifen ist die schiere Größe des Weinanbaus rund um Bordeaux immer wieder beeindruckend, scheinen die Weinberge aus manchen Perspektiven bis zum Horizont zu reichen.

Noch mache ich mir wenig Gedanken um die bald beginnenden Verkostungen der En-Primeur-Weine. Wie immer habe ich mich im Vorhinein so wenig wie möglich mit den Eigenarten und der Qualität des Jahrgangs beschäftigt. Soweit das als Einkäufer überhaupt geht, denn jeder mit dem ich aus Bordeaux ja ständig zu tun habe, spricht mindestens in einem Nebensatz über den neuen Jahrgang. Der Grund für meine selbstgewählte Ignoranz ist, dass ich so unvoreingenommen wie möglich sein möchte, um den Weinen ganz offen begegnen zu können.

Nach eingehenden Verkostungen denke ich, dass 2023 ein spannender Jahrgang in der Subskription werden kann, vor allem für die großen Weine, die unter Allokation stehen, d.h. nur begrenzt verfügbar sein werden.

Bei mehr als ordentlichen Produktionsmengen und einer insgesamt eher schwachen Nachfrage kommen nach Bordeaux im Allgemeinen die Preise in diesem Jahr zwangsläufig unter Druck. Hinter vorgehaltener Hand flüstert man deutlich genug über die Dimensionen möglicher Preisabschläge auf die Vorjahre. Denn allen in der Region ist bewusst, dass es spürbarer Impulse bedarf, um den Markt (wieder) in Wallung zu versetzen. Natürlich hilft es da wenig, dass dem Jahrgang in Nachfolge starker Konkurrenz von 2019, 2020 und 2022, der Ruf vorrauseilt, eben doch nicht ganz so gut zu sein.

Doch was zeichnet den Jahrgang aus? Was sind die Weine, die man subskribieren sollte.

Ein Blick zurück ist aufschlussreich, um dem Jahrgang auf die Spur zu kommen.

Ende Februar hatte ich in diesem Jahr die Gelegenheit zahlreiche Chateaus außerhalb des En-Primeur-Wahnsinns, der nicht viel Zeit für Fragen jenseits des aktuellen Jahrgangs lässt, zu besuchen. Dabei konnte ich verschiedenen Jahrgänge in Reihe zu verkosten, häufig das Trio 2019, 2020 und 2021.

Die Erkenntnis war für mich: 2019 ist ein genialer Jahrgang mit toller Frucht und fantastischer Aromentiefe. Die Weine haben Struktur, Kraft und Ausgewogenheit. Trotzdem hat mich ganz persönlich 2020 noch mehr beeindruckt, weil er klassischer gebaut ist. Bei toller Reife sind die Weine immer frisch, haben dabei vielleicht nicht ganz die Tiefe wie in 2019, dafür sind sie wahnsinnig delikat, dürften sich früh öffnen und lange Trinkfenster bieten. Im Vergleich wirken sie unmittelbarer und klarer umrissen. 2019 ist sicher homogener, 2020 muss man genauer auswählen.

Die wirkliche Überraschung bei diesen Verkostungen war für mich jedoch 2021. Sicher kann 2021 nicht mit den beiden Vorgängern mithalten, was Dichte und Potenzial in der Flasche angeht. Auch sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Chateaus größer als in den Vorjahren. Sprich: Nicht jeder Wein ist ein Treffer. Die besten Vertreter sind jedoch so fantastisch klar und animierend, dass man über die fehlende Fülle am Gaumen nicht klagen möchte, denn dafür sind sie herrlich leichtfüßig und fein. Echte Klassiker also, mit geringen Alkoholwerten, die dem ein oder anderen 20er, besonders aber den 19ern, (noch) etwas zu schaffen machen.

 

Folgen wir dieser Beschreibung so hat auch 2023 viel von dieser Leichtigkeit. Frucht und Frische spielen eine große Rolle. Dabei sind sie aber deutlich profunder als 2021. Die Weine werden früh Freude bereiten, aber auch weiter reifen können. Die besten sind beispielhafte Bordelaiser voll großer Klassik und aus meiner Sicht genau das, wonach die Nachfrage seitens der Konsumenten größer wird, in den letzten Jahren.

Was ich persönlich an diesem Jahrgang schätze, ist die Übersichtlichkeit der Weine. Man hat das Gefühl, dass sie, ob ihrer Offenherzigkeit, unmittelbar verständlich sind. Sie fangen an, sie breiten sich am Gaumen aus, sie enden. Bei den besten machen sie das ganz ohne Anstrengung. Was spannend ist: Man erkennt die Terroirs und die Herangehensweise jedes Chateaus, was die stilistisch Modernen, mit ihrer frischen Ader und dem geringeren Holzeinsatz ganz deutlich von den traditionellen Stilen trennt, die auf mich in diesem Jahr ganz deutlich, wie aus der Zeit gefallen wirken. Die „neuen“ Weine sind aufregend und sehr fein, brauchen nicht so viel Extraktion und Körper, um ihren Charakter zu zeigen. Die Alten erscheinen dagegen etwas schwerfällig. Trotzdem darf man natürlich auch diese mögen. Ich denke jedoch, dass sie etwas verschenken. Am Rande: Die Weißweine sind exzellent gelungen, ob trocken oder süß.

Die besten Weine vom linken Ufer stammen für mich in diesem Jahr (wieder einmal) aus St. Estèphe, die allerbesten und spannendsten Weine des Jahrgangs jedoch aus St.Emilion und Pomerol, wo ganz viele Weingüter delikate Weine produziert haben, die mit fantastischer Finesse und Balance aufwarten.

Bei meiner Abreise kommt es zu Verzögerung wegen eines Fluglotsenstreiks. So habe ich die Gelegenheit mit Blick auf das Rollfeld des kleinen Flughafens, alle Erfahrungen der Woche Revue passieren zu lassen. Für mich war es einer der aufschlussreichsten En Primeur Verkostung überhaupt. Ich ziehe auch qualitativ ein positives Fazit. Es kann gut sein, dass 2023 einer der Jahrgänge ist, von dem man überrascht sein wird, ob seiner großen Qualität. Ich höre mich sagen: „Weißt du noch, damals..“ und eine weitere tolle Flasche 23er holen. Ich hoffe für uns alle, dass der Satz endet: „..wie günstig die Weine da noch waren..“

Viel Spaß bei der Subskription.

Mögen die Spiele beginnen!

Enprimeur

 

 

Zum Kontext der diesjährigen Subskription:

2019 war eine sichere Wette, die Weine sind exzellent, die Preise waren wegen drohender pandemischer Inzidenzen sehr niedrig. 2020 war zwar teurer, aber hatte immer noch eine exzellente Preis-Genuss-Relation. Im Moment machen sie mir persönlich sehr viel Spaß und rechtfertigen den Aufpreis zu 2020. 2021 ist nicht ganz so schlecht, wie man denken könnte. Die Preise waren aber im Vergleich etwas zu hoch. 2022 war der teuerste Jahrgang der letzten Jahre, ich denke aber nicht zu teuer, ob der zu erwartenden Qualität. Das ist wieder ein sonniger Jahrgang mit fülligen Weine, die dabei aber gleichzeitig sehr frisch sind.

Die 2023 Qualitäten übertreffen die (sehr guten) 2021er deutlich. Sie haben einen besonderen Reiz ob ihrer Zugänglichkeit und ausgewogenen Konzentration. Wenn die Preise wieder deutlich zurückfallen, wird es viele interessanten Kaufoptionen geben. Trotzdem ist es kein spekulativer Jahrgang. Man sollte sich aber zumindest die limitierten Weine, wenn man diese zum besten Preis bekommen möchte, jetzt sichern.

Die Kampagne startet sehr früh und mit vielen großen Namen im Auftakt. So kommt etwas Stress auf, was in der jetzigen Situation unnötig ist, aber die Chateaus nehmen auf uns leider keine Rücksicht.

Spätestens wenn Lafite in dieser Woche auf den Markt kommt, wissen wir mehr. Dann wird man sehen welche Preise aufgerufen werden und ob sich diese am Markt durchsetzen.

Die großen Namen könnten wie gesagt sehr interessant werden. Bei den kleineren, bei denen es sich lohnt, gibt es aber auch mögliche Kaufkandidaten, wenn der Preis stimmt.

Meine persönlichen Favoriten:

Figeac:

Was man seit 2021 in der neuen Kellerei zaubert, ist einfach der Wahnsinn. Der 2023er ist ein feinsinniges, delikates und geschliffenes Meisterwerk, das mit seiner rotbeerigen, zarten Frucht Assoziationen an Burgund weckt. Ein perfekter Figeac, von mittlerer Statur (13.1 % Alkohol). Die feine Cabernet-Würze gibt ihm seine Eigenart. Ein großes Terroir, das in vollem Glanz erstrahlt. Geht nicht besser, nur anders.

Troplong-Mondot:

Das Chateau liegt on top of the hill auf 120m über NN. Das eigenständige, komplexe Terroir schafft einen fruchtbetonten, kraftvollen und bodenständigen St. Emilion, der ob seiner dunklen Frucht und deutlichen Würze jetzt (wieder) einen ganz eigenen Stil gefunden hat, weit weg vom barocken Überfluss einer noch nicht ganz so weit zurückliegenden Zeit. Das ist spannend. Die neue Kellerei, die einen Besuch wert ist, schafft ganz neue Möglichkeiten. Man mischt wieder oben mit. Mit großer Gelassenheit. Die Frische im Nachhall lässt einen nicht mehr los. Hier könnte man Pionier sein.

La Conseillante:

Mein persönlicher Liebling im Pomerol. Gnadenlos unterschätzt, häufig übersehen. Geniale dunkle Frucht. Perfekt reif am oberen Ende von reif. Typisch floral für das Terroir, nach Veilchen und Iris duftend. Für mich ein genialer Wein. Nicht billig, aber jeden Cent wert.

Phelan Ségur:

Man experimentiert viel in den letzten Jahren, um den Wein besser zu machen, auch immer mehr mit Weinbergs-eigenen Hefen, die man für in 2023 75% der Ernte selektiert hat. Das gibt ungeahnte Tiefe in den Wein. Das ist ein toller Tischwein, wie er im Buche steht. Da hat er seinen großen Auftritt. Typische St.Estèphe Würze, kompakt und dicht. Frisch und einladend. Boxt über seiner Gewichtsklasse. Da dürfen sich andere anschnallen.

Montrose:

In den letzten Jahren immer 1er GCC-Niveau. Ob seiner Terroir-Tiefe, Frische und Straffheit, bei dunkler Frucht und feiner Tabakwürze bleiben keine Fragen. Das ist großes Terroir, profund und von klassischer Größe. Da fehlt nichts zu den großen Jahrgängen. Denn Montrose ist wie in den letzten Jahrgang üblich wieder unter den 5 besten Weinen des Jahrgangs. Das hat sich mittlerweile rumgesprochen. Es ist aber keine Schande zu den Spätbekehrten zu gehören. Wer erst mal reinschnuppern möchte, dem sei der Dame de Montrose empfohlen, der ganz viel von der DNA des Grand Vin in sich trägt.

Brane-Cantenac:

Wer sattes Margaux mag ist hier richtig. Unheimlich saftig, ein Reigen dunkler und roter Beeren. Lang und unglaublich hedonistisch. Bleibt frisch trotz 100% Neuholz. Seit 2015 geht es hier Steil nach oben. Trotzdem ist man hier auf dem Boden geblieben, was einerseits sehr sympathisch ist, andererseits den Geldbeutel schont. Gehört zu den allerbesten Margaux. Ein Gedicht.

Hier können Sie die Weine bestellen:

Subskription ZUR SUBSKRIPTION

LIEBLINGSWEINE VON MARCO LINDAUER

Schatzkammer Sehr Limitiert

Château La Conseillante
%
98 Parker

2018

Château La Conseillante
Icon-Set_60K_KWK_190711 Icon-Set_60K_KWK_190711

Inhalt: 0.75 l (332,00 €/1l) *

249,00 € 279,00 € (10.75% gespart)
Club
Wein
Château Figeac
98 Suckling

2010

Château Figeac
Icon-Set_60K_KWK_190711

Inhalt: 0.75 l (438,67 €/1l) *

329,00 €
Club
Wein
Château Montrose
94+ Parker

2000

Château Montrose
Icon-Set_60K_KWK_190711

Inhalt: 0.75 l (425,33 €/1l) *

319,00 €

Schatzkammer Sehr Limitiert

Château Brane-Cantenac
97 Parker

2019

Château Brane-Cantenac
Icon-Set_60K_KWK_190711 Icon-Set_60K_KWK_190711

Inhalt: 0.75 l (118,67 €/1l) *

89,00 €
Château Phélan Ségur
96 Suckling
11 + 1

Inhalt: 0.75 l (74,67 €/1l) *

56,00 €

Schatzkammer Sehr Limitiert

Château Troplong Mondot
100 Decanter

2020

Château Troplong Mondot
Icon-Set_60K_KWK_190711 Icon-Set_60K_KWK_190711

Inhalt: 0.75 l (185,33 €/1l) *

139,00 €