Kernkompetenz: Lust auf Entwicklung
Der Slogan „Evolution statt Tradition“ ist im Weingut Rings Programm. Mit unzähligen Auszeichnungen prämiert, bleiben Andreas und Steffen Rings, Chefs des jungen Weinguts, trotz der Lobeshymnen auf ihre exzellenten Erzeugnisse total geerdet und neugierig. „Für uns ist das Lob und Ansporn zugleich“, bekennen die beiden Brüder. Und arbeiten geduldig mit Fingerspitzengefühl, Leidenschaft, Experimentierfreude und Kompetenz weiter.
„Das kleine Kreuz“ oder „Kalk & Stein“ heißen brillant schmeckende und gehypte Weine. Dass der „Saumagen“ nicht länger mit einem 1930 geborenen Christdemokraten, der Deutsche durch die Wiedervereinigung brachte, in Verbindung gesetzt wird, ist durch einen "Saumagen Spätburgunder" unter anderem dem Weingut Rings zu verdanken. Andere würden sich auf diesen Meriten (und namhaften Prämierungen) ausruhen. Die Rings-Brüder machen weiter und geraten regelrecht ins Schwärmen, wenn sie von ihrem Beruf erzählen. Zu dem es laut Eigenaussage übrigens nie einen Plan B gab. Während andere Jungs im Freibad auf der Liegewiese lümmelten und davon träumten, Fußballstars zu werden, wollten Andreas und Steffen, inspiriert von der Arbeit ihres Vaters, Winzer werden.
„Winzer zu sein bedeutet für uns eine ständige Weiterentwicklung“, erzählt Andreas Rings. „Wir wollen immer das Beste machen, also bedeutet das, auszuprobieren und sich zu positiv zu hinterfragen.“ Das braucht nicht nur Kompetenz und Herzblut, das braucht vor allem Zeit. Sie spielt bei allem, was die Winzer in ihren Weinbergen tun, die Hauptrolle.
Reine Handarbeit
2024 bezeichnen sie als „anstrengendes Jahr“. Wie anderswo auch hat es in Freinsheim in der Pfalz viel und oft geregnet. Im Herbst muss dann genau geschaut werden, wann und wo was gelesen wird. „Nach so viel Niederschlag ist bei uns dann besonders engagierte Manpower gefragt.“ Denn gelesen wird in den Ringsschen Weinbergen von Hand, 50 Hände schneiden und von diesen 25 Leuten sind es zehn, die anschließend sortieren. „Und nach so viel Feuchtigkeit muss ganz streng selektiert werden. Das kostet viel Zeit.“ Genau diese akribische Arbeit macht den qualitativen Unterschied. Und begeistert Wein-Fans.
Seit 2016 biozertifiziert – 2017 war der erste biozertifizierte Jahrgang – arbeiten die Wein-Enthusiasten im waschechten Familienbetrieb seit Anbeginn in den Nullerjahren nachhaltig. „Wir haben nie etwas anderes gemacht.“ Bio und Nachhaltigkeit sind hier kein Marketing-Sprech oder Werbehülse. Das hängt für die Rings mit dem Verständnis von ihrem Arbeitsplatz zusammen. „Wir leben von und mit der Natur.“
Echte Heimatliebe
Der gesunde Boden ist nicht nur jetzt für ihre Arbeit wichtig, er soll auch die nächste Generation ernähren können. Also wird alles gehegt und gepflegt, kein alter Rebstock ausgerissen, sondern aufgepäppelt. „Unsere Weinberge sind in Balance“, klingt philosophisch, ist aber wie beim Menschen: Ist der im Gleichgewicht, hat er Kraft für Extratouren. Und weil die Weinberge quasi tiefenentspannt sind, haben sie gute Reserven.
„Wir denken und leben Bio“, Nachhaltigkeit inklusive. Als neu gebaut wurde, landeten 70 Prozent des Gebäudes direkt im Hang, der Löwenanteil des Kellers etwa befindet sich in den Hügeln unter der Erde „um die natürliche Kühlung zu nutzen“. Regenwasser wird gesammelt und Strom selbst erzeugt.
Alleingänge gibt es bei Familie Rings nicht. „Wir sind Teamplayer“, berichten die beiden mit Blick auf das Familienunternehmen, ebenso wie auf die „gute Winzer-Community in der Pfalz“ und vor allem und mit Stolz auf die Mitarbeitenden. „Ohne unser Team wäre das alles nicht möglich.“
Gemeinsam stark
Punkt 12 geht’s zum gemeinsamen Essen, „das ist meistens lustig und immer gesellig“. Gekocht wird „von Martina, unserer lieben Köchin“, geredet wird über alles, was bewegt und interessiert – und natürlich werden neue Ideen entwickelt. „Wir sind unser eigener kleiner Versuchskeller.“ Nicht technische Parameter, sondern der Spaß und Genuss auf der Zunge sind Ziele – und maximale Qualität. „Das hört nie auf.“ Steffen und Andreas Rings bleiben ihrer Linie treu, wollen keinen Schnickschnack, setzen auf ihren eigenen Stil.
Weine ohne Alkohol sind deshalb für sie kein Thema. „Schonend, ruhig und langsam“ ist ihr Prinzip bei der Weinherstellung. „In diesem Prozess Alkohol zu entziehen, ist extrem. Das würde das Gefüge stören.“ Aus „sehr aromatischen Muskateller-Trauben machen wir einen eigenen Traubensaft“, das ist ihre nicht-alkoholische Variante.
„Evolution statt Tradition“ fordert Engagement und Herzblut, Wissen und Seele. „Klar nimmt so ein Winzerleben extrem viel Zeit in Anspruch. Aber man merkt das nicht. Denn der Job ist bei aller Arbeit vor allem Vergnügen.“
Eckdaten
Größe: Das Weingut bewirtschaftet 40 Hektar in den Einzellagen von Freinsheim, Kallstadt, Ungstein und Leistadt und ist seit 2017 BIO-zertifiziert.
Terroir und Rebsorten: Auf unterschiedlichen Böden – kiesiger Sand, Terra Rossa (Roterde) und Kalkstein – wachsen überwiegend Riesling, Spätburgunder und internationale Rotweinsorten.
Kellermeister: Steffen und Andreas Rings
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