Wie kommt es, dass eine der großen Weinbauregionen Italiens, die dazu noch ein erhebliches Potential für große Einzellagenweine besitzt, so wenig bekannt ist? Immerhin werden hier auf 10.000 Hektar Rebfläche mehr als 90.000 Hektoliter Wein erzeugt. Aber diese Zahlen zeigen schon in welche Richtung es geht, denn das bedeutet einen Durchschnittsertrag von mehr als 80 Hektoliter pro Hektar.
Außerdem sind in der DOC 18 Rebsorten zugelassen, die so unterschiedlich sind, dass es schwer ist, dieser Region etwas Typisches zuzuordnen. Marzemino vielleicht, aber diese rote Rebsorte ist bei hohen Erträgen bestenfalls belanglos. Nosiola? Wird kaum angebaut. Ein Versuch, die Gegend einem größeren Publikum bekannt zu machen, sind die Schaumweine, die als Trento DOC auf den Markt kommen, und zumindest in Norditalien großen Erfolg haben. Aber das ist ein Bollicine auf dem heißen Stein.
Augenscheinlich hat man sich im Etschtal, wo die meisten Reben wachsen, darauf verständigt, keine besonderen Weine machen zu wollen. Die Region wird von Genossenschaften beherrscht und da gilt das Motto: “Bloß keine Veränderung.” Ein Genossenschaftsleiter, der die verwegene Idee hatte, den Namen des Heimatortes auf einen etwas besseren Wein zu setzen, kam damit nicht nur mit dem Gesetz in Konflikt, das bestimmt, das ein als Trentino DOC verkaufter Wein keine zusätzlichen Ortsbezeichnungen enthalten darf. Es waren auch die eigenen Genossen, die sich vehement dagegen wehrten. Was für ein Aufwand! Das haben wir ja noch nie gemacht! Das versteht doch der Kunde nicht!
Auf dem Schwemmland der Etsch im Tal werden wohl wirklich nie ganz große Weine wachsen, aber kaum eine Region in Europa hat so viele verschiedene Hanglagen und echte Bergweine wie das Trentino. Nur weiß das niemand und weil die kleinen Weinbauern von den Genossenschaften für den alpinen Weinbau genau so viel bekommen wie für den industriellen im Tal, werden immer mehr Weinberge aufgelassen. Was eigentlich die Stärke der Region sein müsste, geht dadurch zusehends verloren. Warum also sollten wir ins Trentino fahren? Ganz einfach, weil es auch hier Querdenker gibt, wie wir sie lieben.