Steineichenberg wäre der deutsche Name des trutzigen Ortes Montalcino auf dem Felsen hoch über dem Val d´Orcia. Siena und Florenz stritten immer wieder um die strategische Stellung am Rande des fruchtbaren Tales. Hier sollte auf Dauer aber Siena die Oberhand behalten, bis es selber von Florenz 1555 besiegt wurde. Wein war damals eher ein untergeordnetes Thema, die Region betrieb Landwirtschaft in allen Bereichen und in den fruchtbaren Ebenen wurde hauptsächlich Korn angebaut. Die Ersten, die sich mit Wein einen Namen machten, war die Familie Biondi-Santi, die einen besonderen Klon der Sangiovese Rebe kultivierte und ihn zuerst unter der Bezeichnung “Vino Rosso Scelto” verkaufte.
Anfang der 60er Jahre gab es gerade einmal 60 Hektar Reben, die für den Brunello verwendet wurden. Dann kam die Mariani Family. John und Harry Mariani waren Weinhändler in Brooklyn gewesen und hatten sich dort einen Namen mit guten italienischen Weinen gemacht, die aber hauptsächlich von Italo-Amerikanern getrunken wurden. John kam auf die Idee, auch die übrigen Amerikaner vom italienischen Wein zu überzeugen. Er stellte sich also die alte Marketingfrage: Wie muss ein Köder aussehen, damit er dem Fisch schmeckt. Gegenüber einem “Winzer” in der Romagna soll er es damals so zusammengefasst haben: “It should be another Coca-Cola. We want this to be in the fridge along with the beer and soft drinks and orange juice.” Nicht einmal 15 Jahre später war Riunite, so der Name des Lambrusco, mit 11 Millionen Kisten der meist importierte Wein der USA und “Riunite on ice — That’s nice!” ein geflügeltes Wort. Jetzt wollte man auch selber Wein produzieren, vor allem Weißen. So kam man 1970 auf die großartige Idee, ein Weingut nahe Montalcino zu kaufen, Castello Banfi. Perfektes Terroir für Malvasia und Moscato, dachten sie.
Es spricht für die Flexibilität der Mariani Brothers, dass sie schnell ihre Meinung änderten. Sie hatten nämlich ein paar Hektar alte Brunello-Reben, so nannte man die Sangiovese in Montalcino, mitgekauft und stellten erstaunt fest: Der Wein war super! So wurde aus dem geplanten, restsüßen Massenprickler ein ernsthafter Wein, und da die Marianis über beste Beziehungen verfügten und andere Produzenten schnell die Chance der Top-Qualitäten erkannten, wurde der kraftvolle Rote der neue Kultwein in den USA. Wahrscheinlich hat selten zuvor ein Weinbaugebiet so schnell den Weg in die Weltspitze geschafft.
Steckbrief Brunello di Montalcino & Rosso di Montalcino
Gebiet: Rund um Montalcino südlich von Siena
Klima: Mediterran mit weniger Einfluss vom Meer, aufgeteilt in einen nördlichen Teil, im Norden von Montalcino und einen klimatisch wärmeren bei Sant´Angelo in Colle. Es gibt ca. 2.000 ha für Brunello, 500 ha für Rosso und tatsächlich noch 50 ha für Moscadello di Montalcino, einen Süßwein.
Böden: In der Ebene mehr Schwemmland, weiter oben Mergel und Kalkstein mit Lehm
Reben: Für Brunello und Rosso 100 % Sangiovese, der Ertrag ist auf ca. 60 hl / ha, beim Rosso auf 68 hl beschränkt.
Reife: Die Reifezeit für den Brunello ist extrem lang. Fünf Jahre nach der Ernte darf er erst in den Verkauf kommen, die Riserva muss noch ein Jahr länger warten. Daher hat man 1983 eine zweite Kategorie eingeführt, den Rosso di Montalcino, der schon nach einem Jahr vermarktet werden darf.
Qualität: Im Schnitt sehr hoch, bei Rosso etwas heterogener, hier ist die Stilistik nicht so eindeutig, da einige Produzenten auf schnelle Trinkbarkeit setzen. Man findet aber auch Rossi mit tollem Reifepotential und einem super Preis-Genuss-Verhältnis.