Irgendjemand ist auf die amüsante Idee gekommen, die Appellation Côtes de Bourg “petite suisse girondine” zu nennen, nur weil sich hier ein paar sanfte Hügel über die braunen Fluten der Gironde erheben. In der Tat fällt das Gelände zwischen der Ebene von Prignac und Roque de Thau auf ungefähr zehn Kilometer zum Fluss hin deutlich ab und die Hügel ziehen sich bis zu sagenhaften 40 Metern Höhe einige Kilometer weit ins Hinterland. Die Region Bourg gehört daher zwar zu den landschaftlich schönsten Teilen des Bordelais, aber man ist hier irgendwie so weit weg von allem und doch wieder nahe genug dran, dass man gerne vergessen wird. Bis Margaux sind es gerade einmal neun Kilometer, aber man müsste mitten durch die Gironde und um zwei Inseln herum schwimmen. Bis zur Place de la Bourse in Bordeaux sind es auch nur 20 Kilometer, aber mit dem Wagen verdoppelt sich nicht nur die Strecke, man benötigt auch im unfassbar langsamen Verkehr von Bordeaux mindestens eine Stunde, meist sogar viel mehr. So ist Bourg mit seinem Markt in der Altstadt, den ruhigen Gässchen und dem allgegenwärtigen Blick auf den Fluss noch ein echter Geheimtipp.
Steckbrief Côtes de Bourg
Gebiet: In den Hügeln rund um Bourg sur Gironde stehen etwas mehr als 4.000 Hektar unter Reben.
Terroir: In den Hügeln herrscht Kalkstein vor, mit einer oft dünnen Auflage von sandigem roten Ton, den man hier auch Windmühlenschlick nennt. In den Tälern werden Ton und Flusssedimente dann oft stärker.
Klima: Vom Ozean geprägt Fast identisch mit den großen Regionen auf dem linken Ufer.
Reben: Merlot, Cabernet Sauvignon, Malbec & Cabernet Franc. Auf den 3.950 Hektar für Rotwein stehen zu 65 Prozent Merlot, 20 Prozent Cabernet Sauvignon, 10 Prozent Malbec und 5 Prozent Cabernet Franc, auf den 25 Hektar für Weißwein dominieren Sauvignon blanc, Sémillon und Colombard.
Qualität: Heterogen Es gibt eigentlich keinen Grund, dass hier nicht einige der feinsten Weine von Bordeaux entstehen können. Wahrscheinlich liegen die Qualitätsschwankungen einfach daran, dass die Kunden und Weinjournalisten noch nicht erkannt haben, was hier entstehen kann, und daher nur eine Handvoll Winzer das Potential ausschöpft. Für uns eine Region, die zu den Entdeckungen unserer Reise gehört.
Sonstiges: Es gibt ca. 400 Winzer, von denen zwei Drittel selber vermarkten. Die Betriebe sind in der Regel eher klein, im Durchschnitt zehn Hektar. In den vier Genossenschaften ist ein Drittel der Winzer organisiert. Der Ertrag ist auf 54 Hektoliter pro Hektar beschränkt.