Der Weißburgunder ist so etwas wie die kleine Schwester aus der Familie Pinot. Während Spätburgunder die tiefgründige, erwachsene Version darstellt und Grauburgunder manchmal etwas laut sein kann, ist Weißburgunder, oder Pinot Blanc, die leise und bescheidene kleine Schwester, die ein bisschen mit dem Kopf in den Wolken steckt. Dabei hat das Pinot-Nesthäkchen auch andere Seiten. Sie kann unbeschwert und lebensfroh sein und sogar manchmal zielstrebig und direkt.
Die reifen Beeren zeigen appetitlich helle Schalen, was schon mehrfach zu Verwechslungen geführt hat. Meist wurden dabei an unterschiedlichen Orten ähnlich hellbeerige Sorten wie Auxerrois, Chardonnay oder Melon de Bourgogne für Pinot Blanc gehalten und in gemischtem Satz zufällig durcheinander angepflanzt. Für zusätzliche Verwirrung sorgt, dass sich in Lateinamerika Pinot Blanc als weiterer Name für Chenin Blanc eingebürgert hat. Unterdessen übrigens ist die Rebsorte im Burgund, ihrer Ursprungsregion, so gut wie ausgestorben. Die meisten Weißburgunderreben stehen heutzutage in Norditalien, in Deutschland und in Österreich. Hier entstehen herrlich elegante Weine mit subtiler Raffinesse. Filigrane Aromen von Apfel, weißen Blüten und Nüssen verflechten sich im Wein und wirken wie das Licht und die Ballettröcke auf Bildern von Degas. Schwierig ist das Verhältnis von Weißburgunder zum neuen Eichenfass. Es gibt beispielsweise in Italien Spezialisten, die ihren Pinot Bianco bis zu einem Jahr lang im Barrique ausbauen. In den allermeisten Fällen wird das den eigentlichen Charakter des Weins zu stark überdecken. In Deutschland hat sich eine zurückhaltendere Art des Ausbaus durchgesetzt. Barriques kommen zwar auch hier gelegentlich zum Einsatz, gewöhnlich aber weit schonender, sozusagen als bloßer Farbtupfer im Aromenspektrum. Die kleine Schwester ist zu Hause im Burgund nie über den Status eines Mauerblümchens hinausgekommen. Es musste sie erst in die weite Welt verschlagen um aufzublühen.
DREI FRAGEN ZUM WEISSBURGUNDER
gestellt an Johannes Rinker vom Weingut Knab
WELCHES SIND DIE BESONDEREN HERAUSFORDERUNGEN IM AN- ODER AUSBAU VON WEISSBURGUNDER?
Anbau: Weißburgunder ist wie auch die anderen Burgundersorten eine Rebsorte, die etwas wärmere Anbaugebiete bevorzugt. Auf die Böden reagiert die Sorte relativ stark, so entstehen bei uns auf den Lössböden eher die saftigen und tropischen Weine, auf den vulkanischen Böden eher die Mineralischen Exemplare.
Ausbau: Der Weißburgunder ist eine Sorte, die auf unterschiedlichste Weise ausgebaut werden kann. So produzieren wir die etwas leichteren Basisweine im Edelstahl, die Top Gewächse im großen Holzfass. Beim Ausbau in Barriques kommt es sehr auf die Dosierung an. Da Weißburgunder eine sehr filigrane Struktur besitzt, wird dieser von massivem Holz "erschlagen". Bei uns wird deshalb mit sehr dezentem Holzeinsatz gearbeitet. (Beim Weißburgunder "vom Vulkan" handelt es sich um einen reinen Edelstahlausbau). Wir arbeiten mit einem etwas längeren Hefelager, so liegen bereits die Basisqualitäten min. 3 Monate auf der Hefe. Bei unseren Top Gewächsen, bis zu 9 Monate auf der Vollhefe.
WELCHE EIGENSCHAFT SOLLTE EIN WINZER UNBEDINGT MITBRINGEN, UM ERFOLGREICH WEISSBURGUNDER ANZUBAUEN?
Geduld! Unsere ältesten Weißburgunder-Rebstöcke sind mittlerweile 44 Jahre alt. Mit dem Alter der Rebstöcke, sinkt das natürliche Ertragsniveau und dies fördert die Qualität. Woran man in Spitzenjahrgängen auch nach über 10 Jahren noch Spaß haben kann.
WO SOLL ES HINGEHEN FÜR IHREN WEISSBURGUNDER? WAS SIND DIE ZUKUNFTSPLÄNE?
Für uns ist der Weißburgunder die wichtigste Weiße Rebsorte im Betrieb (über 35 %). Ich denke der Weißburgunder wird, wie auch schon in den letzten Jahren zu beobachten weiter an Fläche in Deutschland zunehmen. Er erfreut sich immer größerer Beliebtheit beim Konsumenten, da es eine Sorte ist, die nie langweilig wird. Ob als fruchtig-spritziger Begleiter für den ganzen Abend oder als kräftigerer-Typ, als Speisebegleiter, der Weißburgunder ist unglaublich vielseitig einsetzbar. Außerdem verfügen top produzierte Exemplare auch über ein sehr gutes Alterungspotential, woran man die Kundschaft jedoch meist erst noch heranführen muss.
Wir haben im letzten Jahren immer wieder Weißburgunder gepflanzt, zuletzt eine Spitzenselektion aus Südtirol, mit sehr niedrigem Ertragsniveau und somit unsere Weißburgunder-Fläche wieder etwas erweitert. Außerdem wird dieses Jahr das erste Mal eine Barrique-Version bei uns in den Verkauf kommen aus dem Spitzenjahr 2015.
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