Roman heißt mit Nachnahmen Niewodniczanski. Und weil das kaum ein Mensch unfallfrei aussprechen kann, nennen ihn die, die ihn besser kennen, einfach nur »Niewo«. Dem Zweimetermann ist eine Vision zur Mission, zu seinem Mantra, geworden: Den Weinen der Saar (Mosel und Ruwer lässt er mithin auch gelten) wieder zu jenem Ruhm und zu jener Ehre zu verhelfen, die sie einst besaßen. Wenn diese Renaissance heute in vollem Gange ist, hat Niewo daran einen gehörigen Anteil. Mittlerweile hat das die gesamte Region erkannt. Anfangs tat man ihn bisweilen als reichen Schnösel ab, der es sich leisten konnte, mal eben ein Weingut und ein paar Weinberge zu kaufen. Ja, er ist vermögend geboren, stammt aus der Bitburger-Dynastie.
Als er aber Ende der Neunziger Jahre das heruntergewirtschaftete Weingut Jordan & Jordan in Wiltingen erwerben konnte, war es um den Saar-Riesling nicht sonderlich gut bestellt: Die Preise waren im Keller und viel zu viel Wein lag einfach nur herum. Niewo kaufte oder pachtete Parzellen in exquisiten Schiefer-Steillagen wie Scharzhofberg, Gottesfuß, Bockstein oder Braunfels. Dass er sich für das Weingut Jordan & Jordan entschied, hatte einen guten Grund. Zwischen dem Ende des 19. Jahrhundert bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs war es im Besitz der Familie van Volxem. Es ist ihr Name, der damals auch in Verbindung mit den Rieslingen des Ockfener Geisbergs auf renommierten Weinkarten wie der Weinhandlung Kempinski in Berlin auftauchte. So prestigeträchtig wollte Niewo seine Weine wieder glänzen, gewürdigt und genossen sehen. Die Wiedergeburt einer Legende. Wenngleich sich ihr Preisniveau (noch) nicht mit den edelsten Gewächsen aus dem Burgund oder dem Bordelais vergleichen lassen, schmolz der Abstand zu den größten Weinen der Welt in den folgenden Jahren fast in gleichem Maße wie das Weingut van Volxem größer und sein Wein delikater geriet. Bei 100 Hektar sei Schluss, soll Roman einmal gesagt haben. Es sind bereits rund 90. Das Stammhaus wurde für die Produktion irgendwann zu klein. Und so ging man 2015 in die konkrete Planung für einen kompletten Neubau auf dem Wiltinger Schlossberg mit bester Sicht auf die Saar und deren wertvollsten Weinbergen. In rund vier Jahren wurde ein Gebäudekomplex fertiggestellt, der nicht nur hierzulande zu den modernsten und teuersten der Weinwelt zählt. Roman nennt ihn »Manufaktur«. Wie sehr er von einer glänzenden Saar-Zukunft überzeugt ist, macht die ebenso imposante wie ästhetische Architektur deutlich, die gar nicht erst den Versuch unternimmt, den Historismus vergangener Tage zu zitieren. Die mineralische Eleganz und deliziöse Leichtigkeit der van Volxem-Weine sind heute wieder so en vogue wie vor rund 100 Jahren. Mit dem Saar-Riesling ist wieder zu rechnen.
STECKBRIEF
Inhaber: Roman Niewodniczanski
Kellermeister: Dominik Völk
Region, Ort: Saar, Wiltingen, Weingut van Volxem
Gründungsjahr: 2000
Rebsorten weiß: Riesling, Weißburgunder
Terroir: Devonschiefer
Stil: Aromatische Fülle mit graziler Eleganz zu verbinden, dürfte eine weltweit einmalige Geschmackqualität der Saar-Weine sein. Die Weine von van Volxem spiegeln ihre schiefrige Herkunft unnachahmlich wider.
Produktion: ca. 600.000 Flaschen/Jahr
Besonderheit: Im »Genussturm« der neuen Produktionsstätte lassen sich die Weine nicht nur mit bester Aussicht verkosten: für besondere Anlässe kann die grandiose Räumlichkeit nebst Profiküche auch angemietet werden.