Nicolas Joly
Wer sich näher mit biodynamischem Weinbau auseinandersetzt, stößt sehr schnell auf den Namen Nicolas Joly und im Zusammenhang damit auf eine Menge an Superlativen: Doyen der Biodynamie, Wegbereiter der Naturweinbewegung, gar als „Weinpapst der Biodynamie“ hat man ihn bezeichnet. Wenngleich seine Familie seit den 1960er Jahren ein Weingut im Loiretal besaß: er selbst hatte zunächst einmal ganz andere Pläne, studierte und arbeitete in den USA, war Investmentbanker. Dann aber, man hat es oft gelesen, kehrte er zurück nach Frankreich, übernahm den Familienbesitz Château de la Roche-aux-Moine und … krempelte alles um. Mit dem Ziel „echte“ und authentische Weine zu machen, verschrieb er sich voll und ganz der Biodynamie und begann in seinen Weinbergen die landwirtschaftlichen Ideen Rudolf Steiners konsequent umzusetzen. Bereits 1980 entstand so der erste biodynamische Wein aus der legendären Einzellage „Coulée de Serrant“, ab Mitte der 1980er Jahre wurden dann alle Rebflächen des Weinguts biodynamisch bewirtschaftet. Mit Präparaten, Pferd und ohne jeglichen Kompromiss. Dass der Weg der Biodynamie ein durchaus dynamischer und holistisch in jeder Hinsicht ist, lässt sich in Nicolas wegweisendem, 1997 erschienenem Buch „Beseelter Wein“ (Le vin – du ciel à la terre“) nachlesen. Der Rest ist legendär und Geschichte. Die Weine aus der Einzellage Coulée de Serrant gelten manchem Weinkenner als eine Art „blaue Mauritius“ – sie sind selten, begehrt und, auch das darf man nicht vergessen, sie sind Weine, die herausfordern. Keine Spur von jenem Easy-Drinking, das so manche Chenin Blancs charmant ins Glas zaubern. Wer sich mit Nicolas‘ Weinen auseinandersetzt, wird schnell eines Besseren belehrt. Der dunkle Schiefer, auf dem die bis zu 70 Jahre alten Reben im Coulée de Serrant wachsen, hinterlässt seine Spuren in den dicht gewirkten, auf den ersten Blick oft schroff wirkenden Weinen. Auch die Entscheidung Nicolas, der das Weingut heute zusammen mit Tochter Virginie betreibt, die Trauben, solange es geht, am Stock zu lassen, prägt die ganz eigene Aromatik dieser Weine. Zeit geben, sich Zeit nehmen – auch das verkörpert Nicolas‘ Verständnis vom Wein. Kein Wunder also, dass diese Weine der Extraklasse, einmal abgefüllt, auch eine geraume Zeit brauchen, um sich zu entfalten. Ein paar Jahre sollte man also warten, bevor man sich diesen Chenin-Monumenten nähert und sie zunächst einmal im Keller zur Ruhe kommen lassen. So lange, wie man seine Ungeduld und Vorfreude eben zügeln kann!
Steckbrief
- Inhaber: Nicolas Joly
- Kellermeister: Nicolas und Virginie Joly
- Gründungsjahr: das Weingut, seit 1962 im Besitz der Familie Joly, geht auf eine Zisterzienser-Anlage des 12. Jahrhunderts zurück.
- Region: Anjou-Saumur, Loiretal
- Rebsorten: Chenin Blanc
- Produktion: 40.000 Flaschen pro Jahr
- Rebfläche: 15,5 Hektar
- Boden: Schiefer
- Stilistik: authentische Terroirweine
- Besonderheit: die sieben Hektar große Einzellage Clos de la Coulée de Serrant ist im Alleinbesitz der Familie Joly. Sie gilt seit Jahrhunderten als eine der besten Weinlagen Frankreichs und stellt als Savennières-Coulée de Serrant eine eigene Appellation dar. 2001 gründete Nicolas Joly die Biowinzervereinigung „La Renaissance des Appellations“.