Château Queyron Pindefleurs
Wenn die Appellation St. Émilion am rechten Ufer der Flüsse Dordogne und Gironde im größten französischen Anbaugebiet Bordeaux auch einen überaus klangvollen Namen besitzt, so verkaufen sich ihre Weine am Ende dennoch alles andere als von selbst. Rund 1000 Weinbaubetriebe bewirtschaften hier eine Rebfläche von etwa 5.500 Hektar. Nur eine Handvoll von ihnen ist wirtschaftlich wirklich erfolgreich. Dabei ist nicht allein das mittelalterliche Städtchen St. Émilion ein weltweit beliebtes Urlaubsziel: Mit ihrer abwechslungsreichen, lieblichen Hügellandschaft bietet die auch als Libournais bekannte Region einen spannenden Kontrast zum vergleichsweise eintönigen Bordelais, das am linken Ufer der Flüsse aus einem mehr oder weniger flachen Streifen mit einer geschlossenen Monokultur aus Reben besteht.
Doch während die Châteaux des Bordelais im Vorfeld der Pariser Weltausstellung 1855 eine bis heute fast unveränderte Klassifizierung erhielten, blieben die Weingüter des rechten Ufers außen vor. Freilich gab es bereits damals mit Château Ausone oder Château Cheval Blanc weit über ihre eigenen Grenzen bekannte Weingüter, doch bestand der überwiegende Anteil von ihnen aus bäuerlichen Mischbetrieben. Selbst als St. Émilion 1954 seine eigene Klassifizierung einführte und die Region ab den neunziger Jahren mit der Gründung sogenannter Garagenweingüter einen vinophilen Boom erlebte, hat sich die Situation nicht grundlegend verändert. Eine vielzitierte Herkunft und eine romantische Landschaft allein garantieren noch lange keinen wirtschaftlichen Erfolg. Warum also ist Chantal Fillon zurückgehrt? In ihre Heimat St. Émilion, ins elterliche Weingut mit dem zungenbrecherischen Namen Château Queyron-Pindefleurs? Gezwungener- und glücklicherweise auf einem Château in einem der berühmtesten Weinanbaugebiete der Welt aufgewachsen, entschied sie sich dennoch für einen anderen Weg. Ob ihre Eltern darüber betrübt waren, als Chantal sich aufmachte, um nach Australien zu emigrieren, muss eine Mutmaßung bleiben. Fakt ist, dass sie in Sydney als Headhunter nicht nur Karriere machte, sondern auch ihren späteren Ehemann Peter Watts kennenlernte, der in der Finanzindustrie erfolgreich war. Niemand weiß, was sie bewogen hat, als sie sich 2010 dazu entschlossen, etwas ganz Neues zu beginnen, auf einem Château, das ihnen aufregende neue Herausforderungen bieten würde. Château Queyron-Pindefleurs ist seit 1937 im Besitz der Familie Fillon. Überregional trat es bis dahin kaum in Erscheinung. Was insofern erstaunlich ist, da es über beste weinbauliche Voraussetzungen verfügt. Die teilweise mehr als 50 Jahre alten Reben wachsen auf den für das St. Émilion typisch unterschiedlich exponierten Hanglagen aus vielfältigen Böden: Kalk, Kiesel, Schotter und Ton. Ein Garant für ebenso vielfältige Weine, die auf Château Queyron-Pindefleurs aus den Rebsorten Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc cuvéetiert werden.
Bereits 2011 verantworteten Chantal und Peter ihren ersten eigenen Jahrgang. Die Weine fanden überregional von der Kritik nicht nur erstaunlich schnell, sondern auch überwiegend positive Beachtung. Dabei verfolgt das Paar einen Stil, der eine Symbiose zwischen konzentrierter Frucht und markanter Bodenwürze zu hochdelikaten Weinen vereint. Chantal und Peter haben das Rad nicht neu erfunden, ihm aber zu neuem Schwung verholfen.
STECKBRIEF
- Inhaber: Familie Fillon
- Region: St. Émilion
- Gründungsjahr: 1973
- Rebsorten: Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc
- Terroir: Kalk, Ton, Kiesel, Schotter
- Stil: Château Queyron-Pindefleurs gelingt es, saftig-zugängliche Frucht mit subtiler Raffinesse zu einmaligen roten Gewächsen zu vereinen. Bis zu über 50-jährige Reben wachsen auf facettenreichen Untergründen aus Kalk, Kies, Schotter oder Kiesel und tragen zum unverwechselbaren Geschmack der Weine maßgeblich bei.
- Produktion: ca. 60.000 Fl./Jahr
- Besonderheit: Lassen es die Umstände zu, gilt Château Queyron-Pindefleurs als ein überaus gastfreundlicher Ort. Was sicherlich auch dem Ehemann von Chantal Fillon zu verdanken ist. Der Ehemann der Winzertochter ist Australier. Und in den Weinbauregionen von Down Under ist Gastfreundschaft bekanntermaßen zugleich herzliche Selbstverständlichkeit und astreines Marketing. Ganz ohne affektiertes Gehabe.