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Château Pontet-Canet

Als gleich zu Beginn der 2000er Jahre die Nachricht durchsickerte, dass man sich auf Château Pontet-Canet dazu entschlossen hatte, einige Weinberge von nun an nicht nur ökologisch, sondern biologisch-dynamisch zu bewirtschaften, ging ein Raunen durch die Bordelaiser Weinwelt. Immerhin hatte das Weingut den Rang eines fünften Crus inne und besaß trotz wechselhafter Vergangenheit einen klangvollen Namen. Zu dieser Zeit wurde selbst eine biologische Bewirtschaftung von den meisten großen Häusern noch belächelt. Die Biodynamie hielt man gemeinhin für esoterischen Hokuspokus, der mit der Güte der Weine nichts zu tun haben konnte. Dass in unmittelbarer Nähe zu den Ikonen Mouton-Rothschild und Lafite-Rothschild nun ein Gaul durch die Weinberge von Pontet-Canet stapfte, um die Böden möglichst sanft zu bearbeiten, dürfte für weitere Lacher in der Szene gesorgt haben. Das Lachen sollte ihr vergehen. Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise geht nicht nur weit über den Verzicht auf jegliche Pestizide und synthetische Düngemitteln im Weinberg hinaus, sondern bezieht Mondphasen ebenso ein wie die Gaben von homöopathischen Präparaten aus getrockneten Kräutern oder fermentierten Dung. Dass solcherlei Methoden zu gesunden und reifen Trauben führen würden, lag zu damaliger Zeit außerhalb der Vorstellungskraft der allermeisten Winzer im größten französischen Anbaugebiet.

2007 machte ein völlig verregneter Sommer der Umstellungsphase kurzzeitig fast noch einen Strich durch die Rechnung: Als der Pilzdruck so hoch und die Angst vor dem Verlust der Trauben so groß wurden, entschied man sich in letzter Sekunde doch für den Einsatz von Fungiziden. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Jean-Michel Comme, der technische Direktor von Pontet-Canet, bereut jede dieser Entscheidungen – in einem Interview sagte er einmal: „Ich fühlte mich schuldig und gedemütigt.“ Aber bei Pontet-Canet ist man auch pragmatisch. So hat es in dem kühlen Bordelaiser Klima immer wieder Rückschläge gegeben und der Prozess musste mehrfach neu gestartet werden.

Mit dem Jahrgang 2016 ist die gesamte, rund 81 Hektar große Rebfläche nach strengen Richtlinien von Biodynamie-Verbänden zertifiziert. Dass sich auf dem Etikett von Pontet-Canet nur das EU-Biosiegel wiederfindet und keiner der werbewirksamen Biodyn-Verbände, sagt viel über die Philosophie dieses Weinguts aus. Und über die der Familie Tesseron, die es 1975 in einem einigermaßen desolaten Zustand erworben hatte und zu dem machte, was es heute ist: Zu einem der feinsten Weingüter der Welt. Dabei machten die Veränderungen nicht im Weinberg Halt, sondern zogen auch neue Herangehensweisen bei der Weinbereitung nach sich. Nur noch rund die Hälfte des Weins wird in neuen Eichenholzfässern ausgebaut. Um den Geschmack des Terroirs im Wein zu konservieren, statt ihn mit Toastwürze zu maskieren, kommen nun vermehrt konische Betonfässer und bauchige Amphoren zum Einsatz. Letztere sind eigens für das Weingut angefertigt worden und bestehen zu einem gewissen Teil aus den typischen Bodenarten der Weinberge von Pontet-Canet. Der Cabernet Sauvignon etwa reift in Amphoren mit einem Anteil Kies, während jene mit einem Anteil zermahlenen Kalkstein dem Merlot vorbehalten sind. Genau die Bodenformationen, auf denen die jeweiligen Rebsorten auch in den Weinbergen von Pontet-Canet wachsen. In den Amphoren kann der werdende Wein die Verbindung zu seiner unmittelbaren Herkunft dann gleichsam aufrechterhalten. Doch auch diese besondere Amphoren-Wahl, ist am Ende nur ein weiteres Steinchen im Terroir-Mosaik von Pontet-Canet. In einem Gespräch mit dem amerikanischen Weinkritiker James Suckling sagte Jean-Michel Comme einmal: „Durch die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise sind unsere Weine frischer und mineralischer geworden. Die Amphoren tragen ihren kleinen Teil dazu bei.“ Und damit bringt Comme vielleicht auch den Geschmack der Weine auf den Punkt, deren saftig-würzige Kraft beinahe schwerelos daherkommt und doch schier unendlich am Gaumen haften bleiben. Ein Widerspruch? Mag sein, aber einer, den man selbst erlebt haben muss.     

 

STECKBRIEF

  • Inhaber: Familie Tesseron
  • Technischer Direktor: Jean-Michel Comme
  • Region: Bordeaux, Pauillac
  • Gründungsjahr: 1725
  • Rebsorten: Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot
  • Terroir: Kalk, Lehm, Kies
  • Stil: Frucht und Frische stehen stets im aromatischen Zentrum der Weine von Pontet-Canet. Eine maßvolle Extraktion der Trauben bei der Maischegärung sowie ein moderater Einsatz von neuen Eichenholzfässern beim Ausbau der Weine führt zu gleichfalls eleganten wie konzentrierten Gewächsen, die über ein beachtliches Reifepotenzial verfügen.      
  • Produktion: ca. 360.000 Flaschen pro Jahr
  • Besonderheit: Neben dem Grand Vin Château Pontet-Canet wird auch ein Zweitwein mit dem Namen „Les Hauts de Pontet-Canet“ erzeugt, der zum größten Teil aus Trauben von jüngeren Anlagen besteht. Dieser Wein wird nicht in jedem Jahrgang produziert und wenn, dann nur in extrem geringer Menge im Vergleich zum Grand Vin. 
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Château Pontet-Canet

Als gleich zu Beginn der 2000er Jahre die Nachricht durchsickerte, dass man sich auf Château Pontet-Canet dazu entschlossen hatte, einige Weinberge von nun an nicht nur ökologisch, sondern biologisch-dynamisch zu bewirtschaften, ging ein Raunen durch die Bordelaiser Weinwelt. Immerhin hatte das Weingut den Rang eines fünften Crus inne und besaß trotz wechselhafter Vergangenheit einen klangvollen Namen. Zu dieser Zeit wurde selbst eine biologische Bewirtschaftung von den meisten großen Häusern noch belächelt. Die Biodynamie hielt man gemeinhin für esoterischen Hokuspokus, der mit der Güte der Weine nichts zu tun haben konnte. Dass in unmittelbarer Nähe zu den Ikonen Mouton-Rothschild und Lafite-Rothschild nun ein Gaul durch die Weinberge von Pontet-Canet stapfte, um die Böden möglichst sanft zu bearbeiten, dürfte für weitere Lacher in der Szene gesorgt haben. Das Lachen sollte ihr vergehen. Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise geht nicht nur weit über den Verzicht auf jegliche Pestizide und synthetische Düngemitteln im Weinberg hinaus, sondern bezieht Mondphasen ebenso ein wie die Gaben von homöopathischen Präparaten aus getrockneten Kräutern oder fermentierten Dung. Dass solcherlei Methoden zu gesunden und reifen Trauben führen würden, lag zu damaliger Zeit außerhalb der Vorstellungskraft der allermeisten Winzer im größten französischen Anbaugebiet.

2007 machte ein völlig verregneter Sommer der Umstellungsphase kurzzeitig fast noch einen Strich durch die Rechnung: Als der Pilzdruck so hoch und die Angst vor dem Verlust der Trauben so groß wurden, entschied man sich in letzter Sekunde doch für den Einsatz von Fungiziden. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Jean-Michel Comme, der technische Direktor von Pontet-Canet, bereut jede dieser Entscheidungen – in einem Interview sagte er einmal: „Ich fühlte mich schuldig und gedemütigt.“ Aber bei Pontet-Canet ist man auch pragmatisch. So hat es in dem kühlen Bordelaiser Klima immer wieder Rückschläge gegeben und der Prozess musste mehrfach neu gestartet werden.

Mit dem Jahrgang 2016 ist die gesamte, rund 81 Hektar große Rebfläche nach strengen Richtlinien von Biodynamie-Verbänden zertifiziert. Dass sich auf dem Etikett von Pontet-Canet nur das EU-Biosiegel wiederfindet und keiner der werbewirksamen Biodyn-Verbände, sagt viel über die Philosophie dieses Weinguts aus. Und über die der Familie Tesseron, die es 1975 in einem einigermaßen desolaten Zustand erworben hatte und zu dem machte, was es heute ist: Zu einem der feinsten Weingüter der Welt. Dabei machten die Veränderungen nicht im Weinberg Halt, sondern zogen auch neue Herangehensweisen bei der Weinbereitung nach sich. Nur noch rund die Hälfte des Weins wird in neuen Eichenholzfässern ausgebaut. Um den Geschmack des Terroirs im Wein zu konservieren, statt ihn mit Toastwürze zu maskieren, kommen nun vermehrt konische Betonfässer und bauchige Amphoren zum Einsatz. Letztere sind eigens für das Weingut angefertigt worden und bestehen zu einem gewissen Teil aus den typischen Bodenarten der Weinberge von Pontet-Canet. Der Cabernet Sauvignon etwa reift in Amphoren mit einem Anteil Kies, während jene mit einem Anteil zermahlenen Kalkstein dem Merlot vorbehalten sind. Genau die Bodenformationen, auf denen die jeweiligen Rebsorten auch in den Weinbergen von Pontet-Canet wachsen. In den Amphoren kann der werdende Wein die Verbindung zu seiner unmittelbaren Herkunft dann gleichsam aufrechterhalten. Doch auch diese besondere Amphoren-Wahl, ist am Ende nur ein weiteres Steinchen im Terroir-Mosaik von Pontet-Canet. In einem Gespräch mit dem amerikanischen Weinkritiker James Suckling sagte Jean-Michel Comme einmal: „Durch die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise sind unsere Weine frischer und mineralischer geworden. Die Amphoren tragen ihren kleinen Teil dazu bei.“ Und damit bringt Comme vielleicht auch den Geschmack der Weine auf den Punkt, deren saftig-würzige Kraft beinahe schwerelos daherkommt und doch schier unendlich am Gaumen haften bleiben. Ein Widerspruch? Mag sein, aber einer, den man selbst erlebt haben muss.     

 

STECKBRIEF

  • Inhaber: Familie Tesseron
  • Technischer Direktor: Jean-Michel Comme
  • Region: Bordeaux, Pauillac
  • Gründungsjahr: 1725
  • Rebsorten: Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot
  • Terroir: Kalk, Lehm, Kies
  • Stil: Frucht und Frische stehen stets im aromatischen Zentrum der Weine von Pontet-Canet. Eine maßvolle Extraktion der Trauben bei der Maischegärung sowie ein moderater Einsatz von neuen Eichenholzfässern beim Ausbau der Weine führt zu gleichfalls eleganten wie konzentrierten Gewächsen, die über ein beachtliches Reifepotenzial verfügen.      
  • Produktion: ca. 360.000 Flaschen pro Jahr
  • Besonderheit: Neben dem Grand Vin Château Pontet-Canet wird auch ein Zweitwein mit dem Namen „Les Hauts de Pontet-Canet“ erzeugt, der zum größten Teil aus Trauben von jüngeren Anlagen besteht. Dieser Wein wird nicht in jedem Jahrgang produziert und wenn, dann nur in extrem geringer Menge im Vergleich zum Grand Vin. 
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